Die Weine von Ewald Tscheppe polarisieren! Was Ewald Tscheppe auf die Flaschen füllt ist ein Tonikum im besten Sinne. Sie gehören für mich zu den schönsten Weinen aus Österreich und sicherlich zu den besten Weißweinen die ich kenne. Das ist große, internationale Klasse. Dabei sind die Weine zunächst eher leise, etwas unnahbar und beinahe karg. Mit der Zeit entwickeln sie aber eine ungeheure Tiefe und druckvolle Komplexität. Man kann sie, einmal geöffnet, über mehrere Wochen genießen. Sie scheinen kaum müde zu werden. Eher strahlen sie eine zen-artige Ruhe aus.
Der Werlitschhof
Ewald Tscheppe hat das Weingut der Familie im Jahr 2004 übernommen und ihm den alten Namen Werlitschof zurück gegeben. In Glanz an der südsteirischen Weinstraße liegt der Werlitschhof versteckt im letzten Winkel vor der slovenischen Grenze am Fuß der Weinberge. An einem sich beeindruckend aufbäumenden Hang kultiviert Ewald Tscheppe seine 9ha kleine Rebfläche auf biodynamische Weise.
Die Biodynamik wird hier nicht als Hexenwerk gesehen, sondern pragmatisch angewendet. Beeinflusst wurde Ewald durch Sepp Muster, einem weiteren bekannten Biodynamiker der Region, sowie Alexander Podolinsky, dem Biodynamik Pionier aus Australien. Schon seit 1998 hat er Kontakt mit der Biodynamik, so das nach Übernahme des Hofes die Stoßrichtung bereits völlig klar war. Durch eine kleine bürokratische Hürde waren die Weine aber erst ab 2006 in der Demeter Zertifizierung, auch wenn schon seit Beginn nach diesen Richtlinien gearbeitet wurde.
Es werden die Rebsorten Chardonnay (hier Morillon genannt), Sauvignon blanc, sowie Welschriesling und etwas Muskateller angebaut. Die Weinreben sind im Durchschnitt etwa 25 Jahre alt, also gerade dort wo es anfängt Spaß zu machen!
Im Weingarten
Im Hang werden, wie oben bereits erwähnt, drei Partien unterschieden, aus denen die Trauben für die Ex Vero – Linie stammen. Der Ex Vero 1 ist die untere Partie des Hanges. Hier stehen mehr Morillon – Reben und der Boden ist etwas schwerer und wüchsiger mit höherem Lehmanteil. (etwa 30-40hl/ha Ertrag) Ex Vero 2 kommt aus dem Mittelteil des Hanges, der steiler ist und eine geringere Bodenauflage hat. Hier steht mehr Sauvignon blanc. Der Ex Vero 3 stammt von den steilsten und kargsten Lagen (etwa 15-20hl/ha Ertrag), wo die Reben praktisch direkt in den Opokböden wurzeln.
Opok ist ein Kalkmergel mit hohem pH-Wert, entstanden durch Gesteinsablagerungen eines Urmeeres vor mehreren Millionen Jahren. Das Gestein wirkt porös, kann aber sehr hart sein, so das die Reben Schwierigkeiten haben, es zu durchwurzeln.
Alle Reben sind in der s.g.Umkehrerziehung erzogen und haben eine relative hohe Laubwand.
Die Triebe können frei nach unten hängen, was in der Steiermark mit durchschnittlich 1200mm Niederschlag einige Vorteile bringt. Denn durch den so entstehenden Saftstau wird das generative Wachstum angeregt und das Reifeverhalten ist harmonischer.
Die Reben werden ebenfalls nicht gegipfelt (entfernen der Triebspitzen), so das die Pflanze selbst das Wachstum regulieren kann. Nur an verdichteten Stellen wird etwas entblättert und „Luft“ gemacht, um den Pilzdruck zu senken und auch die Zeilen befahrbar zu halten. Wenn sie sich von den vorherigen Zeilen etwas merken möchten, dann das das Arbeiten auf einen möglichst harmonischen Wuchs der Rebe abzielt.
Im Keller
Da die Weine nach „Terroirs“ ausgebaut werden, wird den prozentualen Bestandteilen der einzelnen Rebsorten weniger Bedeutung beigemessen. Es wird bei der Ernte scharf selektiert, Botrytis (Edelfäule) ist ausdrücklich nicht erwünscht.
Die Weine der Ex Vero – Linie enthalten immer Morillon und Sauvignon blanc. Wobei der Ex Vero 1 meist etwas mehr vom Morillon, der Ex Vero 3 ( 2 auch) mehr vom Sauvignon geprägt ist.
Die Trauben werden (mit Außnahme des maischevergorenen Werlitsch) direkt mit einer pneumatischen Presse gekeltert. Sie werden spontan vergoren und machen auch spontan ihren biologischen Säureabbau. Die Weine werden in, mit feinem Gespür ausgewählten Holzfässern unterschiedlicher Größe ausgebaut. Sie dürfen für 2 Winter reifen, bevor sie unfiltriert auf die Flasche gefüllt werden.
Wenn geschwefelt wird, dann meist nach dem ersten Jahr in homöopathischen Mengen von 10-15mg/L. Früher war es noch etwas mehr, da zweimal geschwefelt wurde. Hier hat Ewald in den letzten Jahren sicherlich mehr Zuversicht gewonnen. Ich schätze dennoch seine sehr vorsichtige Art an diese Sache ranzugehen, denn letztendlich sollte Schwefel das Thema nicht sein.
Die Jahrgänge
2006
Ein eher warmes Jahr, speziell zur Erntezeit zwischen Mitte September und Anfang Oktober! Das Jahr war geprägt durch wechselhaftes Wetter. Warme Tage wechselten mit sehr kalten Tagen ab. Die physiologische Reife hinkte durch diese „Schockstarre“ der Reben etwas hinterher. Das spiegelt sich in der speziellen Gerbstoffstruktur wieder, die der Jahrgang aufweist!
2007
Kann man mit 2006 vergleichen. Allerdings war das Klima viel ausgeglichener und die Trauben konnten harmonischer Reifen. Man spürt diese Balance in den Weinen und einen etwas höheren Alkoholgehalt, der sich gut integriert hat, besonders bei den Spätfüllungen.
2008
Vielleicht das Topjahr in den 00er Jahren! Perfekt ausgeglichen zwischen einem kühlen Jahr mit guter Säure und einem warmen Jahr mit genug Fruchtschmelz.
2009
Ein kleines, schwieriges Jahr mit geringen Erträgen. Drei mal Hagel und einen heißen Herbst.
2010
Kühler Jahrgang, kalter Herbst. Gute, noble Säurestruktur. Hohes reduktives Potential während der Gärung. Ein Langstreckenläufer!
2011
Ein heißes Jahr. Geprägt durch Trockenstreßperioden. Sehr energiegeladen und sonnendurchflutet.
2012
Ebenfalls ein warmes Jahr, aber ausgeglichener als 2011! Fruchtbetonte Weine mit harmonischen Gerbstoffen. Schon in diesem relativ frühen Stadium mit hoher Trinkfreude gesegnet.
2013
Sicherlich der kühlste der letzten drei Jahrgänge. Mit 2008 vergleichbar.
Weingut Werlitsch
Ewald und Brigitte Tscheppe
Glanz 75
A -8463 Leutschach